Die Höhlen /*1

»Nördlicher Strand
»Wir bleiben heute Nacht in einer der Höhlen«, rief ich zu Cúron hinauf. Ich war vom Trab zum Schritt durchpariert und wandte mich bereits zum Eingang der Höhle zu. Der Adler kam zurück geflogen und rauschte knapp über meinem Kopf hinweg. Aprubt blieb ich stehen. Vor uns stand ein kleines Fohlen, dass einen gut gebauten, schwarzen Hengst anmeckerte. Ich sah den Wütenden Blick des Fremden und handelte sofort. Mit einem Sprung stand ich schräg vor dem Fohlen und scharrte mit dem Huf auf dem Höhlenboden. »Wag es dich, ihm etwas anzutun«, schnaubte ich aufgebracht. »Lauf nach draußen, rechts und dann bis zum Bach. Der Adler kommt mit«, sagte ich zu dem Fohlen und Cúron zischte bereits wieder an mir vorbei, während ich dem Hengst in den Weg trat.

In einer halben Steigung - diesmal aus Wut, statt aus Freude - schnellte die Rappin zu ihr herum und knurrte das Fohlen förmlich an. »Verschwinde«, zischte sie so leise, bedrohlich und ungehalten wie selten in den letzten Jahre. Selbst Cúron, der sie kannte bis zum letzten Gedanken und wusste, dass sie ihn niemals verletzen würde, machte bei diesem Ton schon einige Rückzieher und zweifelte an seinem Wissen. »Du glaubst ja gar nicht, was du für Hilfe brauchst.« Sie hob wieder den Kopf und blickte erbost und warnend zu dem Dunklen, um ihn ja auf Abstand zu halten.

»Ich komme mit.« Und so scheuchte ich das Fohlen vor mir her, ohne einen Blick zurück zu werfen und immer bereit, auszuschlagen aus der Höhle. Dort wartete Cúron und zu dritt gingen wir hinab zum Bach. An einer seichteren Stelle watete ich hinüber. »Und ansonsten tust du was ich dir sage und wenn du einem Kanichen hinterherlaufen sollst.« - Cúron stieß einen empörten Schrei aus. »Wie bitte? Ich bin doch keine Kannickel!« Ich achtete nicht auf ihn. »Wo sind deine Eltern?«

»Nun, verzeih, aber dann solltest du dich nicht gleich bei allen unbeliebt machen und Hilfe annehmen, wenn sie dir schon freiwillig angeboten wird«, riet ich ihr. »Das mit der Höhle wird heute nicht, Cúron. Wir bleiben hier und passen abwechselnd auf.« Er ließ sich wie so oft auf meinem Widerrist nieder. »Wie du meinst, Amina. Ruhe zuerst, ich bin noch wach genug um zwei Stunden durch zuhalten.« »Ich danke dir Cúron. Nun bitte, junge Dame, bleibe bei uns, wenigsten für diese Nacht.« Und so ließ ich mich ins Gras herab, während der Bach neben uns seine Lieder sang.

Erschöpft öffnete ich die Augen und blickte zu der jungen Scheckstute hinauf. Ich schüttelte kurz den Kopf, um meine Mähne aus ihren Zähnen zu befreien und hielt nach Cúron ausschau. Er kreiste einige Meter über uns, den Blick in die Ferne gerichtet. Als er sah, dass ich erwacht war, stieß er zu uns hinab und setzte sich vor mir auf den Boden. »Warum hast du mich denn nicht geweckt, ich hätte doch übernehmen können.« »Du warst zu müde, dein Tag war lang und anstrengend gewesen.« Vorsichtig stand ich auf und blickte mich zu dem Fohlen um. »Wie geht es dir? Wie ist denn dein Name?«

»Schön, Jeeva. Der Adler, das ist Cúron und ich bin MerceAmina. Er hat dich gebissen? Wie bist du überhaupt mit ihm aneinander geraten. Versuch mal, die Wunde ein wenig mit Wasser zu kühlen, während du mir erklärst was überhaupt geschehen ist.« Ich tart zum Bach heran, trank aber nur wenig. Cúron hatte sich in einem nahen Baum niedergelassen und die Augen geschlossen.

Ich zog die Stirn kraus. Ein guter Umgang schien dieser Fremde nicht zu sein, doch ich ging nicht weiter auf ihre Erklärung ein. »Tut es noch sehr weh?«, erkundigte ich mich lieber nach ihrem Wohlbefinden. Mein Blick schweifte wieder zu dem Baum von Cúron, er war verschwunden.

Erschrocken schnaubte Merce auf, setzte nach vorn und über dem Bach. In diesem Moment ließ sich Cúron auf ihrem Wiederrist nieder und sprach: »Er ist nirgendwo in der Nähe, keine sonstige Gefahr, nur östlich streift ein Puma herum.«