Der See /*1

Auf der einen Seite des Sees ist das Ufer steinig, auf der anderen wächst frisches,
hohes Gras. Der See hat klares Wasser, ein kleiner Bach verlässt ihn und verschwin-
det im Wald. Zahlreiche Bäume spenden Schatten und an warmen Sommertagen
ist dies ein beliebter Treffpunkt zum entspannen.

Langsam war sie erschöpft von der reise. Sie legte sich hin und rosste. Sie war beim See. Vom Vulkan, zum friedlichem See. Sie blubberte im Wasser herum, und verschluckte etwas Wasser. Danach knabberte sie am Gras. Sie lag unter einer großen Tanne. Ein Eichhörnchen saß neben ihr, und knabberte an einer Eichel, sie genau so groß war wie es. Bei dem Anblick musste Mi Amor lachen. Sie seufzte und wälzte sich. Das Eichhörnchen ließ ihre Nuss fallen und kletterte ein Baum hoch. Mi ließ es aus ihrem Blickfeld. Danach stand sie auf. Sie hatte wieder volle Power. Sie ging weiter.

Weg. Nirgendswo hin.

Aislynn schüttlete ihren Kopf und betrachtete fasziniert die Wassertropfen die an den Blättern der Bäume entlang auf den Boden fielen. Überall im Wald um sie herum bildeten sich so kleine Wasserfälle. Der Regen war warm und deshalb störte er sie kein bisschen. Genauso wenig konnte der Donner sie erschrecken. Sie wusste, dass das lediglich ein schwarzer Hengst war, der versuchte aus seinem Gefängnis zu entkommen und dabei diesen Lärm verursachte. Sie hatte ihn mit ihren eigenen Augen gesehen, war aber leider nicht dazu fähig gewesen, ihm zu helfen.
Sie ging einige Schritte weiter und hielt inne, als sie den See zwischen den Bäumen erblickte. Die Regentropfen ließen das Wasser brodeln und sie fragte sich, ob das Wasser deshalb wärmer würde. Sie beschleunigte ihre Schritte und fiel in einen Trab, weil diese Frage sie interessierte und der See sie faszinierte.
Als sie das gescheckte Fohlen erblickte blieb sie stehen und als sie dessen Begleiter sah, legte sie den Kopf schief. Nicht aus Angst, Aislynn vertraute blind darauf, dass niemand sie verletzen wollte. Sie war auch nicht sonderlich überrascht, schließlich hatte sie schon eigenartiger Dinge gesehen, sie war nur neugierig.
Und deshalb wieherte sie auch vernehmlich um die Aufmerksamkeit der beiden auf sich zu lenken. "Hallo.". Sie stellte ihre Ohren auf, versuchte möglichst freundlich auszusehen und wartete auf eine Reaktion.

Da die andere Stute auf sie zutrabte, tat Aislynn es ihr gleich und trabte ebenso langsam auf sie zu. Natürlich hatte bemerkt, dass die Katze sofort neben dem Fohlen Stellung bezogen hatte. Die beiden gehörten also zusammen. Kurz überlegte sie, ob das hier Wirklichkeit war oder nur ihre Fanatasie, und dann wurde ihr bewusst, das es keinen wirklichen Unterschied gab.
"Hallo.", sagte sie nocheinmal und sah diesmal die Katze an. Es war selbstverständlich für sie, dass das Tier sie vertand und da das Fohlen ihr nicht antworten wollte, würde es vielleicht sein Beschützer tun. Also blieb sie stehen und wartete ab.

Beinahe musste Aislynn lachen bei dem ausgesprochen höflichen Ton der Katze. Stattdessen schnaubte sie nur amüsiert.
"Nein, eigentlich nicht.", beantwortete sie die ihr gestellte Frage. Sie wollte noch mehr sagen, wurde aber ablenkt, weil sie glaubte ein Geräusch im Gebüsch gehört zu haben. Bestimmt war es Vit, der sie verfolgte. Sie wollte es ihren neuen Bekannten sagen, aber irgendetwas in ihr hielt sie zurück, weil dieses irgendetwas wusste, dass Vit nicht real war. Also stellte sie sich stattdessen vor. "Ich bin Aislynn.".