Laubwald /*1

»Ich weiß nicht, welche Pferde momentan in dieses Tal Einzug gefunden haben, ich kann nur sagen, dass es nicht nur gute und freundliche Pferde hier gibt. Nimm dich in Acht.« Mein Ton beendete das Thema aprubt und ich begann ohne weitere Erwiederung wieder zu grasen. Trotzdem blickte ich mich immer mal wieder unruhig um. Ich wollte langsam selbst mal wissen, was in meinem Tal so los war.

»Ja«, antworte ich knapp und ohne sie anzusehen. Dieses Thema war ein wunder Punkt, es stand schlecht um mein Tal. Immer wieder fanden neue Gefahren den Weg durch seine Pforten und ich wusste keine Möglichkeit sie abzuwenden. Ich wollte immer ein Paradies - mein eigenes, in dem ich Leben konnte, wie es mir gefällt und das nur jene betreten sollten, denen ich es erlaubte und die ich selbst einließ. Dieser Traum war vor langem verflogen und ich wusste nicht, woran er gescheitert war.

»Nein, will ich nicht«, antwortete ich und wurde mit jedem Wort gereizter. Ich schaute auf und ihr in die Augen - sofort verflog meine Wut. »Tut mir leid, dass ich nicht ganz so einfach. Es kommen einfach viele Gefahren hierher, bitte finde dich mit dieser Aussage ab.« Ich hoffte, sie würde es jetzt aufgeben. Ich ging wieder zum Wasser. Verwirrt schaute mein Spiegelbild zurück und ich verstand den Ausdruck darin nicht. Wenn nur Cúron wieder hier wäre ...

»Fühle dich nicht gezwungen, mich zu verlassen, aber auch nicht, zu bleiben. Entschuldige dich nicht, dies ist ein Thema, von dem ich nicht gerne spreche«, sagte ich, ließ sie aber ihrer Wege gehen und hielt weiterhin Ausschau nach dem Adler, den ich nach nur wenigen Minuten schmerzlichst misste. Das Licht war hölzern, aber von einem sanften jadegrün. Die Sonne drang nicht durch das dichte Blätterdach und hier unten war es wunderbar kühl, während es wohl an anderen Orten sehr warm, wenn nicht gar heiß war.

Ich schaute der Stute lange nach und noch länger, nachdem sie endlich aus meinem Sichtfeld verschwunden war. Ich war noch immer nicht in der Stimmung oder Verfassung, mich auf eine längere Reise zu begeben. So blieb ich, graste hier und dort, kühlte das gelegentliche Brennen in meiner Kehle mit dem Wasser des singenden und plätschernden Baches oder döste vor mich hin. Trotz allem verließ mich das Gefühl einer kleinen Leere nicht, die sich in mir ausgebaut hatte, seit Cúron mein Umfeld verlassen hatte. Aber das kannte ich, ich war es gewöhnt, mich so zu fühlen, wenn er für mich nachforschte oder einfach jagte.
Endlich sah ich ihn auf mich zu kommen. Er war schnell und das Glitzern in seinen Augen verriet bereits, dass mindestens ein neues Pferd den Weg ins Tal gefunden hatte.
»Zwei Pferde. Eine Stute, Schimmel, freundlich. Ein Hengst, Rappe, Besinnung unbekannt und Lajana, am nördlichen Strand.« Und schon drehte er ab und flog zurück, in die Richtung, aus der er gekommen war. Ich legte einen sauberen Schnellstart hin und galoppierte ihm hinterher.